Innisfail bis Babb 17. – 20.06.12

Noch bevor sich die Rodeo-Teilnehmer auf den Nachhauseweg machen, fahren wir bereits los in Richtung Calgary. Wir mischen uns unter den Verkehr auf der Autobahn zwischen Edmonton und Calgary. Nicht nur wegen der vielen Autos und den Staus fühlen wir uns nach Hause auf die A1 Bern-Zürich versetzt, auch der Belag erinnert uns mit jedem „Tadang“ an unsere Autobahn. Zum Glück liegt der Campingplatz ausserhalb der Stadt und wir können den Rummel grosszügig umfahren. Es entsteht aber der Eindruck, dass sich die Leute in Calgary sehr gerne haben, sonst würden sie nicht so eng ineinander wohnen wollen. Wir sind erstaunt über die vielen Reihen- oder Hochhäuser, hätte es hier doch reichlich Platz.

Der Regen hält uns nun schon seit Tagen wieder die Treue und am Abend schenkt uns der Himmel kieselsteingrosse Hagelkörner. Es wird Zeit, dass die Knüsse mit Pelerinen ausgerüstet werden. Im Radio läuft ein Song, dessen Refrain sagt: „Rain is a good thing, then rain makes corn and corn makes Whisky“ (Regen ist eine gute Sache, denn Regen macht Korn und Korn macht Whisky). „Cheers“.

Seit ein paar Wochen raubt uns ein Dieb nächtlich den Strom der Camper-Batterie. Wir sitzen deshalb im Dunklen, die Wasserpumpe quält sich für jeden Tropfen und der Zünder für den Gas-Kühlschrank raubt den letzten „Saft“. Weil wir kurz vor Calgary bei Fraserway (Eine Filiale unseres Camperverkäufers) vorbei gefahren sind, entschliessen wir uns, am nächsten Tag hin zu fahren und unseren Camper checken zu lassen.

Erst nach fünf Stunden wissen wir wer der Täter ist. Unser Solar Panel auf dem Dach füllt uns zwar die Batterie tagsüber auf, holt sich den Strom nach Eindunkeln aber wieder zurück. Der Elektriker kann uns vorerst nur ein Provisorium einbauen. Einen Kippschalter, mit dem wir Abends die Solaranlage ausschalten können. Während diesen Stunden bei Fraserway haben wir Freundlichkeit, Grosszügigkeit und Hilfsbereitschaft erfahren, die nicht selbstverständlich ist. Wera, sie ist vor 6 Jahren aus Deutschland ausgewandert und ist Rental Managerin, nimmt uns unter ihre Fittiche. Mit super Reisetips, Mengen von Karten und Prospekten, tollen Taschen und anderen Geschenken verlassen wir Fraserway ohne eine Rechnung zu bezahlen. Wera hat mit Miles, unserem Verkäufer aus Whitehorse, vereinbart, dass dies unter Garantiearbeit verbucht wird. An dieser Stelle sei Wera, ihrem Team und Miles ganz herzlich gedankt.

Wir halten uns an Wera’s Tipp, die Stadt auf Nebenstrassen zu umfahren. Wir können so dem Feierabend-Stau ausweichen und die wunderschöne Gegend geniessen. Wir passieren eine Hochebene. Würden wir hier den Jura einsetzen, würde er mit der Landschaft verschmelzen.

Die Grundstücke der Ranger werden weitläufiger, der Viehbestand grösser. Die Besitzer müssen mehrfache Millionäre sein. Seit der Rinder Auktion wissen wir, dass der Wert eines Muttertiers zwischen 5’000 und 10’000 Dollar beträgt. Pferde werden zwischen 10’000 und 20’000 Dollar gehandelt.

Langsam nähern wir uns der Amerikanischen Grenze, überqueren einen Pass auf dessen Anhöhe wir einen atemberaubenden Blick auf den Waterton Park werfen können. „Where mountains meet prairie“ (Wo Berge die Prärie treffen) steht hier auf einem Schild. Oh wie wahr, da sind sie wieder, die Rockies.

Die Nacht verbringen wir 4 Kilometer vor der Grenze im Nationalpark. Rotwild sind unseren Nachbarn und es ist herrlich diese Tiere in der Abenddämmerung beobachten zu können.

Den Grenzübertritt nach Amerika schaffen wir zum Glück ohne Zwischenfall. Trotz ernsten Mienen lassen uns die Zöllner das Bier, den Whisky, die Zitronen und die Karotten. Meinen Kräuter-Garten finden sie nicht, den habe ich vorsichtshalber im Kleiderschrank geschmuggelt. In Babb vor Charlies Place parkieren wir unseren Camper. Vor rund einem halben Jahr, haben wir in diesem Hundertseelen-Dorf, mit Hilfe von Google Earth, ein Treffen mit René’s Neffen vereinbart. Vor zwei Wochen trennte Mathias und uns noch die halbe Welt. Er ist von Australien nach Amerika geflogen, hat in Las Vegas seinen Bruder Marco in Empfang genommen und wir wollen nun ein paar Tage gemeinsam in Amerika verbringen.

 

 

 

 

 

Schreibe einen Kommentar