Frachtschiff

Frachtschiffreise

Die Buchung einer Frachtschiffreise haben wir uns am Anfang noch ganz einfach vorgestellt und ich habe meine Connections, die ich während meiner Tätigkeit im Export aufgebaut habe, ausnützen wollen. Der Spediteur war hilfsbereit und hat mir einige Reedereien, die von Europa nach Kanada transportieren, empfohlen. Nach ein paar E-Mails war aber schnell klar, dass die Reedereien keine Reisebüros sind und wir uns an Globoship wenden müssen.

Von Globoship lernten wir, dass Schiffreise nicht gleich Flugreise ist. Schon vor der Buchung müssen gewisse Formalitäten erfüllt sein:

Mit einer Versicherungspolice muss belegt werden, dass eine gültige Reisekrankenversicherung abgeschlossen ist.

Ein Gesundheitszeugnis, ausgefüllt durch den Arzt, bestätigt, dass der Passagier gesund und „schifftauglich“ ist. Dies wird gefordert, weil es an Bord keinen Arzt gibt.

Die Reederei schliesst eine Deviationsversicherung ab, damit Kosten, die durch eine Kursänderung wegen Krankheit, Unfall oder Tod verursacht werden, gedeckt sind.

Und last but not least, verlangt Amerika bei einer Einreise mit einem Frachtschiff ein US-Visa. Dies zu erhalten ist eine Odyssee für sich.

Zusammen mit der Buchungsbestätigung erhielten wir wichtige Informationen mit der Bitte, diese sofort, in ein paar Wochen und kurz vor der Abreise durch zu lesen. Schliesslich sollen wir wissen, dass wir nicht auf einen Luxus-Dampfer steigen.

Unter anderem werden wir darüber aufgeklärt, dass ein Passagier an Bord geduldet wird, aber keiner auf uns gewartet hat. Darum dürfen wir nicht überrascht sein, wenn wir im Hafen ignoriert werden. Auf Frachtschiffen ist die Fracht König, nicht der Passagier. Die Hafenliegezeiten sind eine sehr strenge Zeit für die Mannschaft. Es werden Proviant und Ausrüstungsteile übernommen und die Lösch- und Ladearbeiten sind im Gange. Passagiere sollten da nicht im Wege stehen und Gebot 1 gilt immer: Der Kapitän ist der Boss.

Uns hat dies alles nicht abgeschreckt und wir freuen uns nun auf unsere Seereise. In Le Havre werden wir mit dem Schiff Hanjin Phoenix der norddeutschen Grossreederei in See stechen. Dieses Containerschiff ist 282 Meter lang, 32 Meter breit und kann bis zu 4’389 Container laden.

Wir werden eine der zwei Passagierkabinen für ca. 10 Tage beziehen. Luxus wie auf einem Kreuzfahrtschiff, dürfen wir nicht erwarten. Aber wir wollen uns ja auch nicht in Casinos, Dancing oder an riesigen Buffets die Zeit vertreiben.

Die Mahlzeiten werden wir gemeinsam mit der Mannschaft in der Offiziersmesse einnehmen und wir  hoffen, dass dadurch ein gutes Verhältnis aufgebaut werden kann und wir so Zugang zur Brücke, zu den Maschinen oder gar in die Kombüse erhalten können.

Wir sind gespannt, was wir auf dieser Fahrt erleben werden und hoffen, dass uns Poseidon gut gesinnt ist und wir nicht an Seekrankheit leiden werden.

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