Rodeo in Innsifail (12.06.-17.06.12)

Kaum sind wir auf der östlichen Seite der Rocky Mountains erwartet uns der Sommer. Die Sonne brennt und die Temperaturen steigen bis zu 26°C. Die Berge sind verschwunden. Der Ausblick reicht kilometerweit, die Strasse führt schnurgerade durch die Prärie. Wir fahren dem sogenannten „Cowboy Trail“ entlang Richtung Innisfail. Die ersten Cowboys lassen sich blicken und die Baseball Mützen haben den Stetsons Platz gemacht.

Kurz vor Innisfail wollen wir am Gleniffer Lake campieren, doch sämtliche Campingplätze sind gesperrt. In der Zeitung lesen wir, dass die Ölpipeline in der Nähe ein Leck hat und mehrere Barrels Öl den Fluss und See verschmutzt und das Öko-System zerstört haben. Darum sind wir einen Tag früher in der Stadt als geplant und fahren gleich zum Auction Market um unsere Tickets fürs Rodeo zu sichern. Wir vernehmen, dass hier am Abend eine Rinder Auktion stattfindet. Klar, dass wir uns unter die Farmer mischen. Es dauert zwar seine Zeit, bis wir den „Singsang“ verstehen und die Kaufpreise berechnen können. „Twenty two and a half“ (zweiundzwanzig ein halb) bedeutet, dass das Rind für 2’250.00 Dollar verkauft wurde.

Ein weiterer sonniger Tag erwartet uns und wir sitzen wieder einmal in der Loundry und René lässt sich gleich nebenan einen neuen Haarschnitt verpassen. Später im Liquor Store drückt ihm die Kassiererin einen Cowboy-Hut in die Hand. Ob ihr wohl die neue Frisur nicht gefallen hat? Jedenfalls sind wir gerüstet für’s Rodeo am Wochenende. In der Stadt wird uns erzählt, dass dieser Event die letzten 20 Jahre verregnet war. Pünktlich zwei Stunden vor Startschuss ziehen tatsächlich dunkle Wolken auf, der Regen fällt sturzflutartig herunter. Sogar die Lüftungsschlitze in unserem Camper können diesen Wassermassen nicht standhalten. Bei der Ranch angekommen, erwartet uns ein Chaos. Hinweisschilder gibt es keine, der Regen lässt nicht nach und hunderte von Teilnehmer und Camper suchen sich wirr durcheinander einen geeigneten Platz für ihre grossen schweren Vehikel. Der Boden ist matschig und es gibt einige gefährliche Manöver. Die Kraft des John Deere (Traktor) muss öfters in Anspruch genommen werden. Er hilft allen aus der P(M)atsche. Wir schaffen es zum Glück mit eigener Kraft und campen die nächsten Tage zwischen Cowboys und -girls, Pferdetransportern und Heuballen. Es riecht herrlich nach „Schlafen im Stroh“ und wir ziehen immer wieder die Aufmerksamkeit auf uns: Kanu auf dem Dach, statt Pferde auf der Weide.

Dass Cowboys und auch Cowgirls hart im nehmen sind, beweisen sie uns am Abend. Wir sitzen warm eingepackt mit dicken Jacken und Regenschutz unter dem nicht ganz dichten Tribünendach und verfolgen fröstelnd die Wettkämpfe.

Nur in karierten Hemden und Wrangler-Jeans stehen sie im Regen, alle gewillt, knöcheltief im Matsch zu waten oder sich gar hinein zu stürzen.

Wer wie ich meint, Rodeo sei gleich Stierreiten, wird hier schnell eines besseren belehrt. An einem Rodeo werden Wettkämpfe in verschiedenen Disziplinen ausgetragen. Nach dem patriotischen Einstieg mit der amerikanischen und der kanadischen Nationalhymne beginnen die ganz Kleinen (5-7 jährig) mit dem Schafreiten (Muttin Busters). Die Kids krallen sich mit aller Kraft an die Wolle und landen schlussendlich doch im Matsch. Tränen kennen sie nicht und Mama ist gar nicht zimperlich.

Das Wild Cow Milking (Wilde Kühe Melken) ist ein Schauspiel vom feinsten. Nicht jedem Cowboy gelingt es einen Becher Milch zum Ziel zu bringen.

Die Cowgirls faszinieren uns mit dem Barrel Racing (Fass Rennen). Geschickt lenken sie die Pferde um die Fässer um dann im wilden Galopp über die Ziellinie zu fliegen.

Die Lasso-Werfer überzeugen entweder allein (Tie down roping) oder im Team (Team roping). Zielsicher fliegt die Schlinge um den Hals des Kalbes, welches schlussendlich mit verschnürten Beinen am Boden liegt.

Steer Wrestling – Bei Regenwetter das reinste Schlammbad. Der eine Cowboy treibt den Stier an, währen sich der andere vom Pferd auf den Stier wirft und versucht ihn seitwärts auf den Boden zu drücken. Ein bisschen erinnert uns dies ans Schwingen.

Die mutigen Jungs vom Bareback Riding, Saddlebronc (beides auf Pferden) und Bull Riding (auf Bullen) sind in unseren Augen ein bisschen verrückt. Die enorme Kraft der Tiere wirbelt sie herum und wirft sie ab. Was danach passiert, ist vor allem bei den Bullen nicht einzuschätzen. Darum sind Bull Fighters aktiv. Diese lenken den Bullen sofort vom gestürzten Reiter ab, mit der Gefahr, selber auf den Hörnern zu landen. Unfälle passieren immer wieder und wir werden leider Zeuge davon. Trotzdem sind diese Disziplinen ganz klar die Highlights eines Rodeos. Mir tun die Tiere zwar leid, denn um sie so richtig zum Ausschlagen zu bringen, werden ihnen die Hoden abgebunden.

Die vielen wunderschönen Pferde und die Reitkünste deren Besitzer haben uns beeindruckt und auch optisch entsprechen die Cowboys unseren Vorstellungen: Boots, Jeans, Gürtelschnalle als Statussymbol, kariertes Hemd und Stetson auf dem Kopf. Harte Burschen und doch ein weiches Herz. Gegen Mitternacht, bei Live Musik, Linedance und ein paar Bierchen intus, werden aber auch diese Helden zu ganz gewöhnlichen Menschen.

Summa summarum können wir auch hier sagen,: Ein Rodeo muss man gesehen, gefühlt und gerochen haben. Jupieyeh!

4 Gedanken zu „Rodeo in Innsifail (12.06.-17.06.12)

  1. Hallo , es ist wieder herrlich diesen Bericht zu lesen , natürlich die Fotos sind sensationel .da let man ein bisschen mit . Wo bleibt René beim Rodeo – Reiten, haben vergebens gesucht, oder ist der weisse Hut im Match von Ihm? grins grins.
    ja da können wir nur sagen weiterso.Ein bisschen Country-Leben können wir am 30. Juni in Interlaken erleben, da gibt es ein paar von diesen Freaks.
    lb. Grüsse von R.u.M.

  2. Ich kann mich den anderen Kommentaren nur anschliessen. Wir warten förmlich auf eure Reiseberichte, die uns sehr gefallen! Ansonsten gibt’s nicht viel Neues zu berichten: Auch bei uns ist es warm und die Zwei aus Wiedlisbach haben am Einzelfahren in Olten „abgeräumt“: 4. und 6. Platz. Weiterhin viel Spass! W’s aus W.

  3. Hallo zäme. öichi brichte si auso mega spannend. i fiebere immer grad mit weni se due läse. ha grad chli heiweh ka, woni die vodr stellako lodge gläse ha u d’föteli gseh ha. es het mi ou grad wider packt, das reisefieber. warte scho ganz gspannt ufe nächscht bricht. häbets guet u bis gli!
    corinne

Schreibe einen Kommentar