Von Bellingham via Inside Passage nach Skagway (4.5-7.5.12)

Mehr als die Hälfte von Alaska’s Küstenstädte sind nicht auf dem Strassenweg erreichbar, darum wurde 1960 ein Schiff-System gegründet, welches diese Gemeinden zusammen verbindet. Zur Zeit werden diese Wasserwege von 11 Fähren befahren, welche insgesamt 33 Häfen anlaufen. Jährlich reisen bis zu 320’000 Personen und 97’000 Fahrzeuge mit dem Alaska Marine Highway System via Inside Passage nach Alaska.

Dieses Jahr gehören wir zwei auch zu den Fahrgästen. In Bellingham steigen wir an Bord der MV Columbia, der grössten Fähre dieser Flotte und der ersten in diesem Jahr. Wir gehören zu den privilegierten Gästen und dürfen uns in unserer gebuchten Kabine einrichten, während andere ihr Zelt hinten auf dem Deck aufstellen oder sich einen Liegestuhl als Nachtlager im „Solarium“ (Gedeckter, mit Heizkörpern versehener Platz auf dem Aussendeck) sichern. Die Fährgesellschaft will, dass alle Leute nach ihrem Budget mitreisen können.

Um Sechs Uhr Abends verlässt die Fähre den Hafen und wir steuern vorbei an Felsen und Inseln Richtung Norden. In der Forward Lounge lassen wir uns nieder und freuen uns über die Fahrt durch die Insellandschaft Kanadas und Alaskas und hoffen auf gutes Wetter. Die Abendsonne verspricht viel und zeigt sich im schönsten Abendrot.

Der Samstag ist einigermassen freundlich, bewölkt zwar, aber immerhin trocken. Wir verbringen die Zeit auf dem Aussendeck und bewundern die vorbeiziehende Landschaft, sehen den ersten Wal und beobachten die Gezeiten des Pazifiks. Mit einem Zickzackkurs navigiert uns der Kapitän durch die Inseln. Als „erfahrene Seeleute“ wissen wir, dass dies nicht einfach ist und hohe Konzentration erfordert. Dank der kanadischen Motorbootsprüfung, die wir kürzlich via Internet absolvierten, kennen wir uns mit den roten, grünen und gelb-schwarzen Boyen aus und wir können die Theorie gleich in der Praxis erfahren.

Im Dining Room lassen wir uns kulinarisch verwöhnen. René geniesst Alaska-Lachs, während ich mir zufrieden eine vegetarische Pasta gönne.

Obschon hier bemerkt werden muss, dass uns die amerikanische Küche einfach nicht so richtig schmecken will. Wir freuen uns darauf, bald wieder selber kochen und somit dem Fastfood entrinnen zu können.

Am Sonntag meint es das Wetter nicht gut mit uns, es regnet heftig und Windböen bringen das Nass bis unter das „Solarium“. Langsam zieht es die Schlafsacktouristen auch ins Innere der Fähre. Der Schnee kommt bedrohlich näher und die Temperaturen sinken mit jeder Stunde.

Heute legen wir bei drei Häfen an, Ketchikan, Wrangell und Petersburg. Alles kleine Dörfchen in denen wir uns nicht vorstellen können, was einen dazu bewegen kann, hier leben zu wollen. Uns fällt auf, dass die meisten Mitreisenden Amerikaner sind. Anhand der Gesprächsfetzen, die wir ab und zu mitbekommen, vermuten wir, dass dies Einwohner dieser Gemeinden sind, die aus ihrem warmen Winterquartier in Kalifornien oder Florida zurück nach Hause kommen. Mit der letzten Fähre im September werden sie das Dorf wohl wieder verlassen.

Der Montag bringt nochmals freundlicheres Wetter, immer noch bewölkt zwar, aber nur noch ab und zu ein paar Regentropfen. Schon vor dem Frühstück erreichen wir Juneau, die Hauptstadt Alaskas. Nicht weit von hier treffen wir auf unzählige Wale, Orkas und Delphine. Diese Tiere wirken mit einer besonderen Faszination auf uns. Noch nie haben wir so viele Meeressäuger in der freien Natur erlebt.

Nach einem Stopp in Haines erreichen wir gegen Sechs Uhr Abends unser Ziel: Skagway. Eva und Stefanie warten bereis auf uns und via White Pass (die Landschaft tut dem Namen alle Ehre, denn es hat noch viel Schnee und die Seen sind noch gefroren) über die kanadische Grenze und kurz vor Mitternacht erreichen wir die Mount Michie Farm am Marsh Lake, aber dies ist dann eine andere Geschichte.

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